Stück - Beschreibungen
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"ASTORIA"
Komödie von Jura Soyfer
TAM - Jubiläumsproduktion 2015

In Astoria ist alles besser!
Dort gibt es keine, Armut, keine Arbeitslosen, keine Kriminalität, kurzum: es ist ein Ort, nach dem sich einfach jeder sehnen muss. Schnell verbreitet sich die Kunde von diesem wundersamen Staat, und ebenso schnell häufen sich die Anträge auf Einreisevisa und die Anfragen nach internationalen Geschäften.
Es könnte also alles perfekt sein, gäbe es da nicht ein kleines Problem: Astoria existiert nicht, es ist nur ein Phantasiegebilde, ein Staat ohne Land, beschränkt auf Bürokratie und Finanzwesen.
Die exaltierte Gräfin Gwendolyn ist auf der Suche nach einem Staat, den sie ihrem senilen Gatten zum Geburtstag schenken möchte. Der Vagabund Hupka hat die Idee, einen Staat ohne Land ins Leben zu rufen. Gemeinsam mit abgetakelten Politikern, Börsenspekulanten und Adeligen gründet er den Staat Astoria und lässt sich von der Gräfin als erster Staatsbürger einkaufen. Der Graf wird als Außenminister eingesetzt, die Spitzen der Londoner Gesellschaft werden zu einem Botschaftsempfang geladen.
Durch astronomische Erdölspekulationen wird das fiktive Astoria mit eigener Sprache und Nationalhymne finanziert. Doch während Hupka Karriere macht, drängen sich vor der astorischen Botschaft bedürftige Menschen, um ein Visum für jenes glückliche Land zu erhalten. Als er erkennt, dass seine früheren Ideale im wachsenden Widerspruch zu seiner Machtposition in Astoria stehen, befreit er sich von seiner Staatsangehörigkeit und kehrt auf die Landstraße zurück. Doch der Staat Astoria, reduziert auf den Staatsapparat, lebt weiter.

Zum Autor:
Jura Soyfer wurde am 8. Dezember 1912 in Charkow geboren und musste als Kind eines jüdischen Industriellen mit seiner Familie nach Österreich flüchten. Jura ging in Erdberg zur Schule und maturierte 1931 am Gymnasium in der Hagenmüllergasse. Ab 1935 arbeitete Jura Soyfer für die Kleinkunstszene, vor allem als Hausautor für das Kabarett „ABC“ (Dort verdienten sich auch Cissy Kraner und Josef Meinrad ihre ersten Sporen.), wo fast alle seiner Stücke zur Uraufführung kamen. (Nur „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“ wurde 1937 in der „Literatur am Naschmarkt“ uraufgeführt.) Er starb an Typhus am 16. 2. 1939 im KZ Buchenwald. Seine Theaterstücke (u.a. 1936 – „Der Weltuntergang“, 1937 – „Die Botschaft von Astoria“ vereinen die Tradition des Wiener Volksstücks mit der Sprachkunst von Karl Kraus.

Personen:
Hupka - Walter Weber
Pistoletti - Gerald Kunc
Der Gendarm - Sonja Deimling
Paul, ein Bursche auf der Walz - Dorian Puchinger
Hortensia, eine alte Prostituierte -
Annemarie Brunner
Rosa, eine junge Prostituierte - Juliane Schaden
Herr Jacob, Hortensias Verlobter - Willi Kainz
Gräfin Gwendolyn Buckelburg-Marasquino-
Elisabeth Datler
Graf Luitpold Buckelburg-Marasquino -
Ulrike Hassler
James, der Butler - Johann Kargl
Lord Redshield - Renate Neunteufel
Lady Pink - Christine Reiterer
George Bernard Shaw - Martina Steindl
Eine Journalistin - Martina Steindl
Eine Sekretärin - Christine Reiterer
Der Lautsprecher - Ewald Polacek
Der Lichtkassier - Helga Reiter
Die Frau mit der Sammelbüchse - Inge Rosenauer
Ehrenbürger 23 687 - Helga Reiter
Ehrenbürger 23 688 - Sonja Deimling
Ehrenbürger 23 690 - Renate Neunteufel
Ehrenbürger 23 692 - Willi Kainz
Ehrenbürger 23 700 - Inge Rosenauer
Festgäste / Volk: Ensemble

Vertonung der Songtexte von Jura Soyfer:
Ewald Polacek

Kostüme/Ausstattung: Adele Schaden

Technik: Viktoria Kutil

Regie: Ewald Polacek

ORIGINALZITATE:
Ich habe nie etwas für oder gegen die zahlreichen Regierungen meiner Heimat unternommen, habe mich von allen politischen Extremen ferngehalten, sofern sie nicht an der Macht waren.
Ein Akt muß mindestens zwei Wochen liegenbleiben, damit die Lage ausreifen kann.
Ich bin für Abschaffung der Geographie. Das wäre das einzige Mittel, um den Krieg zu verhindern.
Jetzt haben wir schon eine Staatsreform, Staatsorden, geheime Militärbündnisse, einen nationalen Gruß, Staatsschulden und eine Inflation…Halt! Etwas fehlt noch! Das heiligste Gut unserer Tradition! Die Nationalhymne.
Frostbeulen oder Sonnenbrand – alles auf einmal kann doch der Mensch nicht haben.
Glücklich sein oder ein Mensch sein – alles auf einmal kann der Mensch nicht haben.
Jung und teppert oder alt und gescheit. Alles auf einmal kann... In Astoria sind im Winter die Straßen geheizt, daß die Obdachlosen nicht frieren. In einem jeden Schanigarten wachsen schippelweise Bananen, reife, westindische. In Astoria saufen die Menschen nicht aus Unglück, sondern aus Glück. Weil in Astoria ist alles gratis. Sogar das Geld.
Die Chance für uns ist eins zu hunderttausend. Hingegen wenn wir tot sind, ist die Chance null. Verstehst du jetzt den Unterschied zwischen lebendig sein und tot sein?
In Astoria macht niemand Geschäfte. In Astoria wird alles aus Liebe gemacht. Oder gar nicht. Sogar die anständigsten und reichsten Frauen heiraten dort aus Liebe. In Astoria kriegen die Frauen die Kinder nicht aus Unglück, sondern aus Glück. Alle Menschen wohnen in kleinen Häusern am Land. Jeder hat einen Garten mit Glaskugeln und Hängematten und Veilchenbeeten und Rehen und Hirschen. Und es gibt dort ein Ehegesetz, daß ein Mann nur dann eine Frau haben kann, wenn er ein Kosewort für sie erfindet, das noch keiner vorher gebraucht hat.
Ein Beamter liest keine Zeitungen. Die einzige Lektüre des Beamten sind Meldezettel.
Daß die Menschen zu kaufen sind, habe ich schon gewußt. Aber daß man sie so billig kriegt!
Journalist: Für so eine fette Lüge müssen Sie schon drei Inserate aufgeben.
Und warum hast du noch immer den Glauben an Astoria? - Weil ich sonst nichts habe auf der Welt.
Astoria besitzt kein Land. Was besitzt Astoria? Astoria besitzt den besten Beamtenapparat, die beste Armee der Welt. Was braucht Astoria noch? Einen noch besseren Beamtenapparat und eine noch bessere Armee. Und was weiter? Etwa Weizenfelder? Lachhaft! Jeder moderne Mensch weiß, daß Flugzeuge wichtiger sind als Getreide. Wohnhäuser? Der Großteil unserer Männer wohnt in den Kasernen verbündeter Staaten, der Großteil der Frauen in den Kantinen. Das sind insgesamt 30 Prozent der Bevölkerung. Weitere 30 Prozent wohnen in diversen, uns liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellten Gefängnissen. (Beifall.) Die restlichen 40 Prozent wohnen in der Welt verstreut auf fremder Erde. Wohl uns! Diese merkwürdigen Wohnverhältnisse bewahren uns vor dem größten Übel dieses Jahrhunderts, vor der Zufriedenheit!

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